Vorteile von Nachteile
Es ist wieder lange her, seit ich das letzte Mal geschrieben habe. Ich habe es vermisst. Aber ich kann mich nicht beschweren, der Grund, warum ich keine Zeit für den Blog hatte, ist, dass es viele andere Dinge gibt, die meine Tage erfüllen, die ich auch gerne mache. Manchmal wünschte ich, die Tage hätten mehr als 24 Stunden 🙂
Ich schreibe diesen Beitrag eigentlich für mich selbst, mein Psychologe hat die Idee gegeben. Während eines unserer Gespräche, als ich schlechte Laune hatte, schlug er vor, dass ich schreibe, um die schmerzhafte Gedanken wegzuschaffen. Außerdem fragte er, ob ich meine Beiträge lese um die grauen Tage zu überstehen.
Ich muss zugeben, ich lese sie normalerweise nicht. Und die Schmerzen aus mir auszuschreiben funktioniert auch nicht. Posts schreibe ich immer an meinen besseren Tagen. Also ich schreibe es jetzt für mich selbst, für die Zeiten, wenn ich wieder alles dunkel sehe, um mich daran zu erinnern, dass es Dinge gibt, die ich speziell dem Stuhl verdanke.
Das soll keinesfalls eine Kampagne-Aktion werden, aber ich kann trotzdem ab und zu davon profitieren. (Warum sonst sitzen kerngesunde Menschen von sich aus im Rollstuhl? Ja, solche Leute gibt es, und die geben sogar Ratschläge, welches Rollstuhlmodell man wählen soll, Wahnsinn 😀 )

Ich würde mit der aktuellsten beginnen, der Universität. Wer mich kennt, weiß, dass ich schon seit ich denken kann Rechtsanwalt/Staatsanwalt werden wollte. Das heißt, ich hatte diesen Traum lange Zeit, sogar als ich in der Grundschule war. Dann lief das Leben anders, ich habe diesen Traum doch nicht gefolgt. Erst jetzt, zwanzig Jahre später.
Nun ja, ich hatte langfristige Pläne, die sich so leider nicht oder zumindest nicht in der gewünschten Form realisieren ließen. Also musste ich mir überlegen, was ich mit mir anfangen sollte, also kehrte ich zu meinen Wurzeln zurück, reichte meine Bewerbung ein und zu meiner größten Überraschung wurde ich auf der Uni aufgenommen. Ich wusste bis dahin nicht einmal, wie sehr ich es wollte, erst als ich beim Lesen der Aufnahme-Bescheid in Tränen ausbrach. Ich denke, es war eine der besten Entscheidungen meines Lebens. Ich bin gespannt, wohin dieser Weg führt.
Auf der Leonardo-da-Vinci-Ausstellung in Paris hat der Rolli uns reingeschafft. Ich erinnere mich, dass ich zufällig einen Artikel über den Erfolg der Ausstellung gelesen habe und dass er noch zwei Wochen lang verfügbar war. Wir waren uns schnell mit meinem verrückten Professor einig und kauften das Flugticket für das letzte Austellungswochenende.
Die Website des Louvre war ziemlich seltsam, es gab eine Registrierungsseite, die aber nicht funktionierte. Ich habe der Sache nicht allzu viel Bedeutung beigemessen, erst als wir schon im Museum waren und gefragt haben, wo wir die temporäre Ausstellung finden. Die Wegbeschreibung wurde nicht bereitgestellt, sie beantworteten unsere Frage mit einer Frage. Sie wollten das Formular sehen, das unsere Registrierung bestätigt. Es sprang sofort darauf ein, warum die Website unbrauchbar war. Alle „Tickets“ sind einfach ausverkauft. Zuerst schwitzte ich in Panik, wir drehten 1-2 Runden in der Halle, bevor wir den Eingang zur Ausstellung fanden.
Wir haben uns mit einer bestimmten Strategie vorbereitet. Ich machte mich alleine auf den Weg zum Eingang und kümmerte mich nicht um die Wachleute, die davor standen. Obwohl ich nicht auf Augenhöhe komme, haben sie mich entdeckt und angehalten, sie wollten auch die Anmeldebestätigung sehen. Ich fragte überrascht, auf welches Dokument er sich beziehe, da die Ausstellung kostenlos sei. Einer der Wächter sah sich um und nickte hinein. Ich signalisierte es dem Prof, der sofort reagierte und wir stürtzten schnell herein.
Es war eine riesiges Erlebnis, und ich habe meine Begegnung mit der Mona Lisa nicht mal erwähnt. Vor dem Gemälde bildete sich eine riesige Schlange, es war klar, dass wir nicht warten würden. Ich fing schon an, mich an den Gedanken zu gewöhnen, dass das Treffen mit der berühmten Frau nicht klappen wird, als einer der Wächter winkte. Ich habe mich außerhalb der Linie nach vorne gerollt und wir durften sogar in den geschlossenen Bereich direkt vor dem Bild 🙂
Ich weiß, es ist nicht schön, die Freundlichkeit der Menschen auszunutzen, aber die Wahrheit ist, dass ich eine Million und ein Beispiel dafür geben könnte, wenn der Stuhl mich zurückhält, also es jugt mich nicht und ich nutze meine „Situation“ aus, wenn ich schon solche Karten vom Leben bekommen habe. 😇 Wenn ich jedoch genauer darüber nachdenke, ist dies möglicherweise keine „Ausbeutung“, ich nutze einfach die sich bietenden Möglichkeiten. Und davon gibt es so viele!
Dazu kommt das gesellschaftliche Leben. Wohin ich auch gehe, ich rede immer mit jemandem, ich habe seit meiner Lähmung viele neue Bekanntschaften gemacht. Nun, das hielt ich zu Beginn meiner Behinderten-Karriere für am wenigsten wahrscheinlich. Das beste Beispiel dafür ist eine Comedy-Show, eine ungarische Truppe, die in einer Berliner Kneipe auftrat. Ich werde es nicht leugnen, ich überlegte mir kurz vor dem Abfahrt es abzusagen. Aber ich habe inzwischen gelernt, dass es sich immer lohnt loszufahren, egal wie anstrengend es ist, egal wie sehr ich lieber zu Hause, zwischen den sicheren 4 Wänden bleiben will, am Ende lohnt es sich, mein Schreckgespenst zu besiegen.
Auch in diesem Fall habe ich den Ort auf Barrierefreiheit geprüft. Vor dem Eingang waren Treppen. Ich rief den Ort an, ich wollte herausfinden, ob es einen Hintereingang oder einen Trick gab, um ihn zu umgehen. Leider ging niemand ans Telefon, also schrieb ich eine Nachricht auf der Facebook-Seite des Ortes, sowie dem Vortraggeber, sicher ist sicher 🙂
Als ich dort ankam, „kannte“ ich bereits einen der Komiker und den Barkeeper, sie begrüßten mich mit einem Lächeln, als sie mich sahen, und wir wechselten ein paar Worte. Es war auch ein toller Abend, mit einer niveauvoll Aufführung, guter Gesellschaft und leckerem Wein…
Ach ja, der Wein.. Ich bin mit dem Auto angereist, also wusste ich im Voraus, dass ich Orangensaft trinken würde. Als ich dann bestellen musste, war ich von der Atmosphäre der Kneipe so gefesselt, dass ich das Fahren komplett vergaß und automatisch das übliche Glas Rotwein bestellte. Aber im Ernst, hast du schon mal Orangensaft in einer Kneipe bestellt?
Das alles begann im März. Eines Morgens im März, als meine Beine zusammenbrachen. Kurz davor war die Abschlussstunde des Englisch-Intensivsprachkurses, irgendwann Ende Februar. Und weißt du, was das Thema war? Was wir über unsere nahe Zukunft denken, ob sie besser als unsere Gegenwart oder schlechter sein wird. Ich sagte, dass ich optimistisch in die Zukunft sehe, dass es mir gut geht, ich in meiner Beziehung glücklich bin, dass ich meine Familie, meine Freunde liebe, die Arbeitsatmosphäre und meinen Alltage mag.
Als ich dann nach Hause kam, dachte ich über die Frage nach und kam zu dem Schluss, dass ich, wenn ich jetzt sterben würde, glücklich sterben würde. Ich habe viel geweint und gelacht, manchmal brach mein Herz und manchmal sprang es aus der Bahn. Ich wurde geliebt und gehasst, ich liebte und hasste. Ich tanzte und tobte, mal vor Freude, mal im Alkoholrausch. Ich lebte. Und als wäre dies mein Abschied vom Leben, eine Beruhigung, dass man nicht krampfen muss, sondern loslassen kann. Und kurz darauf war es tatsächlich weg. Ich war für einen Moment verloren, ich verschwand. Dann im nächsten Moment wachte ich in einem anderen Leben auf. Ein weniger tanzendes und rasendes Leben, dafür ein Leben voller bisher völlig unbekannter Gefühle, Empfindungen und Erfahrungen, mit einer erweiterten Welt, durch eine andere Linse, in einer anderen Dimension.
Ist es besser als das Vorherige oder nicht? Es ist einfach anders.
Also, mein Lieber – wieder mal unnötig deprimierendes – Ich, schüttle dich und erinnere dich an die Fahrt in der römischen U-Bahn, was für eine Schande wäre es gewesen, das Erlebnis zu verpassen!

7 Kommentare
Elvira
BOLDOG ÚJ ÉVET KRISZTI!
Sok sikert és kitartást a jogon!
Jó volt ezt is végig olvasni!
üdv: Elvira
mynotsoperfectlife
Köszönöm! És Boldog Új Évet Nektek is!! :*
Katalin Andrea Binder
Legyen ez az éved is olyan csodás,amilyet szeretnél! Imádom olvasni az írásaidat,életedet és tapasztalataidat !Pozitivitásod sok erőt ad másoknak🥰 és íme néhány ékes bizonyíték arra,hogy a rosszban is“ van valami jó“.
Élj jól s légy jó🥰 töltsd ki az élet mindennapos ajándékát🥰❤
Üdvözlettel
Binder Kata
Bella
Kedves Kriszta!
Egyik napról a másikra… 🙏
Képzelődjünk…
Most pedig gondolj arra, hogy elveszted egy szerettedet. Akkor inkább a széket vàlasztod?
Az Élet mellett vagyok.
Akár székben is.
Ne legyen benned semmi rosszindulat, főleg nem idegenek ellen vagy mellett kiállni. Fogadatlan prókátorsàg. Te legyél magadnak, ne pazarold ismeretlenekre.
Life is too short.
mynotsoperfectlife
Kedves Bella!
Köszönöm a hozzászólásod, bár nem igazán látom a vonatkozást a bejegyzés illetve a személyem kapcsán, így érdemi reakcióval sem szolgálhatok. De valószínűleg nem is vártál ilyesmit.
Szép tavaszt! 🙂
Holics Kinga
Édes drága barátnőm !!! Imádom a soraid!!! Imádom , a pozitivitásod és azt is , hogy a nehézségeid ellenére mégis te vagy az aki ha kell helyre teszi a buksim 🤷🏻♀️🤣🤷🏻♀️🤷🏻♀️🙏🏻
Volt pár jó közös bulink még mikor a régi szemüveggel a másik dimenzióban voltunk !! Számomra mégis a legutóbbi a legkedvesebb !!! Köszönök neked mindent !! Jajjjj és depis Lány, csak hivj fel … tudok olyat mondani …. 🤣🤣🤣
Szeretlek !
Erzsébet
Boldog új évet ! 🙂
Köszönöm az újabb bejegyzést, örülök, hogy megosztod 😉
Rendkivüli nő vagy! Hajrá, meg lesz az az államügyészi pozi is!!!
Üdvözlettel,
E