Reisen,  Shit happens

Gefangen in Rom

Leider waren unsere Möglichkeiten in letzter Zeit eher begrenzt, weshalb nur etwas Nostalgie bleibt. Erinnerungen an frühere Ereignisse und Reisen. Ich habe mich in den letzten Tagen mehrmals an meine Reise nach Rom mit meiner Freundin erinnert und ich habe bereits in einem früheren Beitrag darauf hingewiesen. Es bietet sich an, jetzt davon zu erzählen.

Wir haben die Reise bereits 2018 geplant. Sogar die Flugtickets hatten wir schon gekauft. Leider fiel es aber ins Wasser, weil der Tumor und die Operation unseren Plänen einen Strich durch die Rechnung machten. Es wurde dann schließlich ein Jahr später nachgeholt.

Ich kam am frühen Morgen alleine am Flughafen von Rom an, meine Freundin landete spät in der Nacht. Also musste ich alleine zum Hotel. Ich weiß nicht, wer wie viel über mich weiß, aber ich war nie so eine Person, die viel plant. Ob dies an Faulheit liegt oder einfach an der Freiheit und den Herausforderungen, die sich aus der Spontaneität ergeben, kann ich nicht sagen. Tatsächlich ist die Antwort aber hier auch irrelevant. Tatsache ist, dass ich ohne einen vorgefertigten Plan am Flughafen Rom angekommen bin.
Vor Ort beschloss ich, zuerst mit dem Bus und dann mit dem Zug in die Innenstadt zu fahren. Als ich das Ticket kaufte, wurde mir bestätigt, dass ich problemlos reisen kann und die Strecke barrierefrei ist. Wenn ich besser vorbereitet angekommen wäre, hätte ich gewusst, dass dies nicht der Fall ist, aber ich hätte auch ein angenehmes Gespräch verpasst.
Es stellte sich heraus, dass die Züge auf der Strecke überhaupt nicht zugänglich waren und dass einige italienische Männer trotz ihres Alters in guter Stärke sind und meine 50 kg plus das Gewicht des Rollstuhls ohne Probleme heben.

Ich ging „zu Fuß“ vom Bahnhof zum Hotel, bei strömendem Regen. Zum Glück hatte ich meinen zeltartigen Regenmantel mitgebracht, der mich komplett bedeckt hat. Infolgedessen bemerkte ich nicht, dass mein Koffer auf meinen Oberschenkeln aufgrund des Kopfsteinpflasterwegs hin und her rutschte und von Zeit zu Zeit abfiel. Zum Glück hatte ich wie immer in „Notsituationen“ jetzt auch Hilfe. Ein hilfsbereiter Mann nahm meinen Koffer, der schon wieder gefallen war, und begleitete mich bis zum Hotel.

Meine Lieblingsgeschichte wurde auch in Rom geboren. 1-2 Stunden vor dem Ereignis konnte ich bereits vermuten, dass ich in eine Reihe von Pech geraten werde, die meine Freundin mit mir durchmachen musste.
Wir gingen zu einem „Einkaufszentrum“ namens Eataly, wo man den größten Teil der italienischen (und anderer) Gastronomie finden kann. Der Ort befindet sich neben einer größeren Station mit einem vielfältigen Labyrinth von Unterführungen. An der Oberfläche hatten wir so gut wie keine Chance uns zurechtzufinden. Wir fanden endlich den Ausgang den wir suchten und standen bereits vor der Herausforderung, die wir auf dem Rückweg überwinden mussten. Die Rolltreppe in die entgegengesetzte Richtung war außer Betrieb. Wir überlegten noch kurz, gingen dann aber einfach hinauf. Wir mussten nur für den Rückweg das Problem der außer Betrieb befindlichen Rolltreppe lösen.


Der riesige Komplex war wirklich voll von allem, was Augen, Mund und Leber stimulierte. Es folgte die nächste Schwierigkeit – ich hatte eingepullert. Als wir die versteckte Toilette fanden, war es zu spät.
Glücklicherweise wurde das Rolltreppenproblem viel einfacher gelöst als erwartet. Nach einem extra Dreh, gelang es uns, einen weiteren Rolltreppenabgang zu finden, der zu unserer U-Bahn führte. Was sich dann aber leider als falsche U-Bahn Linie herausstellte, also hatten wir eine Extrarunde.
Es war bereits nach 10 Uhr abends, als wir an unserem Ziel ankamen.
(Sie sollten wissen, dass es in Rom ein automatisches Zugangssystem gibt. Die Ausgangs- und Eingangstore der U-Bahn öffnen oder drehen sich nach dem Lesen eines gültigen Tickets oder Passes (die 3-Arm-Rotationslösung. Weiß jemand, wie diese heißen?)

Meine Freundin und ich konnten kostenlos reisen. Das Personal ließ mich immer durch ein zusätzliches Tor rein und raus. Ich schätze, wegen der späten Uhrzeit waren die Mitarbeiter nicht mehr da. Also konnte ich das zusätzliche Tor nicht nutzen. Meine Freundin war schnell durch den Ausgang raus und ich folgte ihr und rollte mich sanft in die Arme des dreiarmigen „Monsters“. Ich merkte schnell, dass das Ding nicht funktionieren würde, aber noch bevor ich mich zurückschieben konnte, half mir ein eifriger Tourist und schob mich hinein und das Tor klickte. Es gab keinen Weg vorwärts oder rückwärts – ich steckte fest.

dreiarmigen “Monsters”

Es ist unnötig zu erwähnen, dass das Personal einen Moment später dort erschien. Als ich gefragt habe, ob sie einen Schlüssel zum Tor hätten, waren sie fassungslos. Sie sagten, dass das Tor Teil eines Sicherheitssystems ist und sie den Schlüssel nicht in der Tasche haben. In der Zwischenzeit erschienen auch ein paar Polizisten und eine neugierige Menge von Reisenden versammelte sich.
Sie versuchten mich einfach vom Stuhl zu heben, scheiterten aber. Ein Arm verhinderte es.
Ich wusste einfach nicht, was ich tun sollte, ich lachte nur so sehr, dass auch meine Tränen rauskamen. Diese Reaktion von mir machte die Situation noch peinlicher, da die Polizei und das Personal um mich herum verzweifelt überlegten.
Ich zappelte auf dem Rolli, bis ich meine Beine so positionieren konnte, dass der Arm nicht mehr eingeklemmt wurde. Dann konnten sie mich anheben und zwei Polizisten hielten mich in der Luft. (Einer von vorne, der andere von hinten) Und immer noch unter Tränen lachend bat ich meine Freundin, ein Bild / Video zu machen.
Sie zögerte dies zu tun, tat es aber schließlich. Leider war darauf aber nichts zu sehen. Sie konnte das Handy nicht vor Lachen festhalten. Es war nur ein vager Klecks sichtbar.
Während ich in der Luft hing, kämpften die Mitarbeiter mit meinem Rollstuhl und schafften es sogar, ihn nach ein paar Minuten zu befreien. Als ich wieder zurück im Stuhl landete, belohnten die Leute die mühsame Arbeit der Polizei und der Mitarbeiter der öffentlichen Verkehrsunternehmen mit einem Sturm des Applauses.

Wie bereits erwähnt, habe ich leider kein Foto / Video von diesem Ereignis. Ich hoffe, dass jemand aus der Menge ein Video gemacht und irgendwo hochgeladen hat 🙂 Wenn jemand also auf ein Video zu einem ähnlichen Thema im Internet stößt, sende es mir, vielleicht es ist das Video über dieses Story 🙂

6 Kommentare

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert