Verloren in London

Ich habe Zsombor in einer Reha in Budapest getroffen, er sitzt auch im Rollstuhl. Seit ich wieder in Berlin bin, stehen wir in regelmäßigem Kontakt. Nach einer Reise erzählte ich ihm immer von den Erlebnissen – es gab viele.
Während eines solchen Gesprächs merkte er, dass er eines Tages gerne versuchen würde, wie es wäre, aus einer scheinbar hoffnungslosen Situation etwas Positives zu machen.
Wir beschlossen bald, diesen Wunsch in London zu verwirklichen. Wir haben alles relativ schnell organisiert. Er ist aus Budapest geflogen, ich aus Berlin. Wir haben uns in der Unterkunft getroffen.
Während unserer Zeit dort haben wir die obligatorischen Sehenswürdigkeiten besichtigt und angeschaut: Westminster Abbey, Big Ben, Tower-Bridge, Buckingham Palace, das British Museum und so weiter…
Nach einem anstrengenden Tag auf dem Weg zum Hotel hatte ich den Vorschlag die Londoner Nacht zu erforschen. Einen konkreten Plan hatten wir nicht. Deshalb suchte ich auf dem Fahrplan nach einer interessanten Haltestelle. Greenwich klang für mich toll und wir würden sicher etwas in der Gegend finden.
Es hat auch geklappt. Wir waren in der BELUSHI’S Bar, wo wir von einer wilden Atmosphäre und hochwertigem Karaoke begrüßt wurden.
Leider war die Party bald wie weggeblasen, wie es für die Nachtclubs dort typisch ist. Aber wir hatten es trotzdem geschafft ein Bad im Londoner Nachtleben zu nehmen.
Während unseres Aufenthalt in London bemerkte ich, dass die letzten Züge normalerweise um 00:30 oder Mitternacht fahren. Leider war das nicht überall der Fall und wir haben es so leider geschafft, die letzte Bahn zu verpassen.
Öffentliche Verkehrsmittel waren keine Option (es gab keinen Nachtbus oder ähnliches in der Gegend), also machten wir uns „zu Fuß“ auf den Weg.
Es war aber nicht so einfach wie wir dachten. Wir wussten natürlich, dass es eine anstrengende Unternehmung werden würde. Aber wir hatten nicht damit gerechnet, dass wir über den Fluss müssen. Vorhersehbar gab es innerhalb von 1-2 Stunden „Schieben“ keine Brücke, die wir hätten überqueren können.
Wir waren schon einige Zeit unterwegs, als wir an einem Tunnel durch die Themse kamen. Dort trafen wir einen Mann, Mihai, der ebenfalls verloren schien. Also waren wir schon zu dritt. Wir konnten jedoch nicht über den Fluss kommen. Der Aufzug zum Eingang des Tunnels war außer Betrieb :-/ Mihai blieb solidarisch bei uns. Danach verbrachten wir noch ein paar Stunden zusammen. Zusammen wurden wir aufgeregt, müde und lachten. Dann kam der Punkt, am Anfang eines weiteren langen Kopfsteinpflaster-Abschnitts, als wir das Ding aufgaben.
Mihai rief ein Uber-Taxi mit einer Rampen-Boarding-Option an :O (ich verstehe nicht einmal, warum es uns vorher nicht eingefallen war) und schnell kamen wir im Hotel an. Natürlich war inzwischen der Morgen angebrochen – irgendwann nach 4 Uhr kamen wir nach Hause. Zsombor war nicht begeistert von unserem kleinen Abenteuer. Er hatte etwas anderes erwartet. Ehrlich gesagt hat mich seine Meinung nicht überrascht. Auch für mich war es kein fröhlicher Moment, denn ich war müde und erschöpft. Aber es war ein tolles Abenteuer und so taucht die Überschrift eines alten Lieblings-T-Shirts auf: Bad decisions make good stories


Ein Kommentar
Pálné Nagy-György Erzsébet
Minden rosszban van valami jó! ♥️
Örülök az újabb kalandnak,és a beszámolónak 🤗
Köszönöm,hogy megosztottad!