Das Ende, und wie es anfing
Ein weiteres Jahr ist vergangen. Wenn das Datum näher rückt, werde ich immer etwas sentimentaler sein und es kommt vor, dass ich in das warme Höschen des Selbstmitleids gehüllt werde.
Dadurch kreisen meine Gedanken noch mehr um die Operation und die ihr vorausgehenden Ereignisse.
Und mir ist es eingefallen, dass ich bisher nicht wirklich darüber geschrieben hatte, wie alles begann. Irgendwann im Jahr 2016, während des Trainings, habe ich diesen Schmerz zum ersten Mal beim Laufen am Laufband gespürt. Mit der Zeit wurde dieses damals völlig unbekannte Gefühl Teil meines Alltags und hat mein Leben langsam verunmöglicht.
Ich konnte den Haushalt nicht führen, es gab kein Freizeitprogramm, kein Training, kein Sexualleben. In diesen Tagen, Wochen, Monaten drehte sich alles ums Überleben, heulende Nächte oder einfach nur um Dusel von Medikamente.
Das Gedächtnis funktioniert seltsam. Es gibt Ereignisse, Bilder, an die ich mich bis ins letzte Detail erinnern kann, andere haben nur schwache Spuren hinterlassen.
Ich erinnere mich so lebhaft an eine bestimmte Nacht, als ich mich mit dem Rücken an die Badezimmerheizung lehnte – die Wärme schien zu helfen – während ich meinen Vater anrief. Schluchzend beschwerte ich mich bei ihm, dass ich es nicht mehr aushalte, ich sei an meine Grenzen gestoßen. Und dann, blitzartig, für den Bruchteil einer Sekunde, kam mir der Gedanke, dass vielleicht ein Tumor die Erklärung für die mysteriösen Schmerzen war. Dann verschwand es schnell und kam nicht einmal wieder, als die Diagnose gestellt wurde.
Ich erinnere mich auch an das letzte Mal, als ich zu meinem Orthopäden ging. Er hat mich nicht mal mit einem Finger berührt, er hat nur mit arroganter Zuversicht gesagt, dass er mich bereits untersuchte und mir gesagt hat, was das Problem sei. Dass die Therapien und Medikamente nicht halfen, interessierte ihn nicht. Es war ihm egal, dass ich dort in seinem Büro weinte und ihn bat, etwas zu tun, um eine Lösung zu finden. Er meinte halbherzig, medizinisch sei da nichts zu machen, ich müsse lernen, mit den Schmerzen zu leben. Ich vertraute. Ich glaubte. Ich machte einen Fehler. Ich zerbrach.

An dem selben Tag, am Mittwoch organisierte einen Termin bei einem Chiropraktiker. Ich hatte gehofft, das könnte helfen. Am Freitag war die Behandlung. Ich erinnere mich, dass ich mit meinem damaligen Freund auf einer Hausparty eingeladen war. Ich blieb zu Hause, verbrachte die Nacht auf der Couch. Es fühlte sich etwas angenehmer an.
Morgens half mir mein Freund aus dem Bett, um meinen Rücken zu schonen. Ich stand neben der Couch, als er mich losließ. In diesem Moment, meine Beine sackten zusammen, und ich fiel zurück.
Unverständnis. Erstaunen. Furcht. Unterdrückung. Verantwortungslosigkeit.
Ich stand auf. Wir gingen zum Frühstück. Ich konnte nicht die Treppe hinunter und hinauf gehen. Meine Beine zitterten immer wieder. Wir hilten uns die Händchen. Aber nicht mehr aus der Grund, warum Paare normalerweise Hände halten.
Wir sind nach Hause gekommen. Ich habe Papa angerufen. Ich erzählte ihm, was für eine seltsame Sache passierte, als ob meine Beine mich nicht halten würden. Ich fragte, ob es nach seiner Meinung eine ernste Sache sei, ob ich zum Arzt müsste.
In der Tat, selbst dann realisierte ich es nicht. Auch dann läuteten die Alarmglocken nicht.
Wir riefen ein Taxi. Ich meine, mein Freund hat angerufen, ich habe mich an eine Säule geklammert. Wir sind eingestiegen. Er hat mir beim Einsteigen geholfen. Dann kamen wir im Krankenhaus an, wo ich aus irgendeinem Grund nicht aufgenommen wurde. Andere waren gerade eingetroffen und wurden auch weitergeleitet. Wir blieben bei ihnen, sie brachten mich in die Park-Klinik Weißensee.
Rollstuhl. Rettungsstelle. Anmeldung. Wartezustand. Infusion. Röntgen. Dann auf geht’s nach Hause mit dem herzlichen Rat, eine MRT-Untersuchung bei meinem Hausarzt zu verschreiben lassen. Ist es real oder träume ich nur? Ich habe Schwierigkeiten mit Wasserlassen, unerträgliche Schmerzen, verlorene motorische Funktionen. Egal, geh nach Hause und du bekommst ein paar Wochen später einen Termin. Okay.
Aber mein Körper hat sich anders entschieden. Am nächsten Morgen konnte ich nicht aufstehen. Ich versuchte, die Türklinke von der Bettkante aus zu erreichen, um mich festzuhalten. Ich habe es nicht erreicht. Es fehlten nur wenige Zentimeter. Trotzdem ist es für mich eine unüberwindbare Distanz.
Mein Freund wachte auf und bald wurde die Entscheidung getroffen, ins Krankenhaus zu gehen. Wieder. Er begleitete mich ins Badezimmer, um mich zum Gehen fertig zu machen. Ich wurde vor dem Wasserhahn freigelassen, damit ich mir die Zähne putzen konnte. Ich bin zusammengebrochen.
Schockiert. Furcht. Druck. Vibration. Schock.
Eine Zeit lang lag ich nur in einem Bett in der Rettungsstelle auf dem Flur. Ich musste pinkeln. Da war ein junges Mädchen, sie gehörte nicht zum medizinischen Personal, sie war keine Krankenschwester. Sie half nur, entlastete, wo sie konnte. Also half sie mir auch, auf die Toilette zu gehen. Sie unterstützte mich, beim Händewaschen nicht zu fallen. Sie versuchte mich festzuhalten, während ich zusammenbrach und schließlich landeten wir beide auf dem Boden. Sie rief um Hilfe. Zwei außer Kontrolle geratene Sanitäter hielten an, hoben mich auf und brachten zurück ins Bett. Ich erschrak vor ihren Blicken und Fragen. Was passiert ist, ob ich einen Unfall hatte, ob ich gestürzt bin. Nein, so bin ich einfach aufgewacht. Gefaltete Augenbrauen.
Bald darauf erhielt ich den Katheter und verschiedene Ärzte tauchten bei meinem Bett auf. Ich wurde an der Stelle auf eine mögliche Operation vorbereitet. Sie wussten nicht, was falsch war, nur dass etwas falsch war. Ich kam in die Abteilung für Neurologie. Ich wurde jedoch nicht operiert. Es folgten die Untersuchungen, das MRT, die Spinalpunktion und wer weiß, was sie mir alles angetan haben. Etwa eine Woche lang wurde täglich eine Operation verordnet und immer wieder verschoben. Wieder und wieder.
Schließlich hat man rausgefunden, dass das Problem keine Entzündung, sondern ein Tumor ist.
Ich wurde operiert. Ich starb. Ich suche. Ich gebore wieder.


6 Kommentare
Binder Katalin
Drága Kriszti
Mindíg örömmel egybefűzött bánatba és csodálkozva olvasom írásaidat! Csak várom és várom mindíg,mint 1 könyvet amit csak nagyon lassan tudok elolvasni! Csodálatra méltó a kitartásod és az erőd! Az ahogy ebből fel tudtál “ állni“ és új életet kezdtél! Egyszerűen fantasztikus!
Nyilván vannak összetört csillámporos ámaid,hisz nem ezt képzelted magadnak,ahogy ezt senki se gondolná,hogy vele igen…meg törtenhet,az amire senki se gondol!
Végtelenül hálás vagyok az írásaidért,hogy másoknak erőt adsz a kitartásoddall!
Várom következő írásokdat!
Üdv. 1 nagyon régi osztálytárs🥰 Binder Kata
mynotsoperfectlife
Szia!❤️
Nagyon szépen köszönöm!! És azt is, hogy elolvasod 🙂 „1 nagyon régi osztálytárs“, egyszer találkozhatnánk, mikor otthon leszek
Binder Katalin
Ezt meg is beszéltük,veled bármikor 🥰😘😘❤❤💐
Tóthné Turóczi Zsuzsanna
Tisztellek és csodállak!!!Volt óvónénid
Elvira
Szorongással olvastam most is ezt az elfogadhatatlan történést, pedig már ismertem azt.
A te óriási erődet, akaraterődet viszont azóta is csak csodálni tudom!🤗
mynotsoperfectlife
Köszönöm szépen :* De azt hiszem, ez csak egy kis részben az én „érdemem“, egyedül nem menne 😇